Alkohol und Cannabis werden gesellschaftlich sehr unterschiedlich bewertet – obwohl beide das zentrale Nervensystem beeinflussen und psychoaktive Wirkungen haben. Während Alkohol als alltägliches Genussmittel gilt, ist Cannabis trotz medizinischer Anwendung nach wie vor mit Vorurteilen behaftet. Seit der Teillegalisierung im April 2024 verändert sich dieses Bild langsam. Dennoch gilt Cannabis für viele immer noch als „Droge“, während Alkohol als Genussmittel durchgeht.
Diese Doppelmoral wirkt sich nicht nur auf gesellschaftliche Debatten aus, sondern beeinflusst auch den Umgang mit beiden Substanzen im Alltag – und das ist besonders dann problematisch, wenn sie gemeinsam konsumiert werden.
Denn: Der Mischkonsum von Alkohol und Cannabis betrifft nicht nur Freizeitnutzer:innen, sondern auch Patient:innen, die Cannabis aus medizinischen Gründen anwenden. Viele unterschätzen die Wechselwirkungen oder wissen schlicht nicht, welche Risiken bestehen, wenn man beides kombiniert – etwa auf Familienfeiern, beim Grillabend oder im Urlaub.
Dabei sind die Folgen oft schwer kalkulierbar: Kreislaufprobleme, starke Rauscherlebnisse, Panikattacken oder ein kompletter Kontrollverlust sind keine Seltenheit – selbst bei niedriger Dosierung.
Gerade für Menschen, die Cannabis gezielt zur Linderung von Beschwerden einnehmen, kann Alkohol die Wirkung des Medikaments negativ beeinflussen oder sogar gefährlich verstärken. Deshalb lohnt es sich, genauer hinzuschauen: Was passiert im Körper, wenn Alkohol und Cannabis gleichzeitig wirken? Warum kann der Mischkonsum so kritisch sein – und was solltest du als Patient:in unbedingt beachten?
Was bewirken Cannabis und Alkohol im Körper?
Cannabis und Alkohol beeinflussen das zentrale Nervensystem, wirken aber auf ganz unterschiedliche Weise. Cannabis enthält Wirkstoffe wie THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol), die mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System interagieren. THC wirkt vor allem psychoaktiv: Es kann die Wahrnehmung verändern, Schmerzen lindern, den Appetit anregen oder bei bestimmten Erkrankungen Muskelspastiken lösen. CBD wirkt nicht berauschend, dafür beruhigend, entzündungshemmend und angstlösend – besonders in Kombination mit THC sorgt es oft für eine besser verträgliche Gesamtwirkung.
Alkohol wirkt ebenfalls dämpfend auf das zentrale Nervensystem – allerdings über ganz andere Mechanismen. Er beeinflusst unter anderem die Botenstoffe GABA und Glutamat, was zunächst zu Entspannung und Enthemmung führen kann. Gleichzeitig werden Koordination, Reaktionszeit und Urteilsvermögen beeinträchtigt. Bei höherem Konsum überwiegen die negativen Effekte: Übelkeit, Sprachstörungen, Aggressivität oder sogar Bewusstlosigkeit. Langfristig schädigt Alkohol Organe wie Leber, Gehirn und Herz und gilt als eine der gefährlichsten legalen Substanzen weltweit.
Was beide gemeinsam haben: Sie verändern Wahrnehmung, Konzentration und motorische Fähigkeiten. Wer sie kombiniert, setzt diese Effekte nicht nur nebeneinander, sondern verstärkt sie gegenseitig – und genau darin liegt die große Gefahr des Mischkonsums. Im nächsten Abschnitt schauen wir uns an, was dabei konkret im Körper passiert.
Mischkonsum von Alkohol und Cannabis: Was passiert im Körper?
Wenn Alkohol und Cannabis gleichzeitig konsumiert werden, verstärken sich viele ihrer Wirkungen – vor allem auf das zentrale Nervensystem. Beide Substanzen wirken dämpfend, was zu additiven Effekten führt: Die sedierende Wirkung kann deutlich zunehmen, ebenso wie das Risiko für Schwindel, Übelkeit, motorische Ausfälle oder starke Müdigkeit.
Hinzu kommt: Alkohol verändert die Art und Weise, wie THC im Körper aufgenommen und verarbeitet wird. Studien zeigen, dass Alkohol den THC-Spiegel im Blut erhöhen kann – bei gleichem Konsum. Das bedeutet: Der Rausch durch Cannabis fällt stärker aus als erwartet. Auch Koordinationsstörungen und Konzentrationsprobleme nehmen deutlich zu. Wer beides kombiniert, verliert schneller die Kontrolle über seinen Zustand – körperlich wie psychisch.
Was harmlos beginnt, kann schnell kippen: Ein Glas Wein plus eine kleine Dosis THC können bei sensiblen Personen bereits zu starker Benommenheit, Desorientierung oder sogar Angstzuständen führen – selbst bei erfahrenen Nutzer:innen. Und genau darin liegt die Gefahr: Die Wirkung ist oft schwer vorhersagbar und hängt stark von Dosis, Sorte, Zeitpunkt und individueller Verfassung ab.
Wissenschaftliche Studienlage: Was weiß man bisher?
Die Forschung zum Mischkonsum steckt noch in den Anfängen, liefert aber bereits klare Warnzeichen. Studien zeigen, dass die gleichzeitige Einnahme von Alkohol und Cannabis mit einer erhöhten Rate unerwünschter Nebenwirkungen einhergeht – besonders bei hohem THC-Gehalt oder schneller Konsumfolge.
Typische Reaktionen sind Übelkeit, Schweißausbrüche, starker Blutdruckabfall oder Panikattacken – oft beschrieben unter dem Begriff Greening Out. Dabei handelt es sich um eine akute Überforderung des Körpers durch die Kombination beider Substanzen, die sich mit Schwindel, Herzrasen, Übelkeit und einem Kontrollverlust äußert. In schweren Fällen kommt es zu Kreislaufzusammenbrüchen oder psychischen Krisen.
Auch wenn selten, sind psychotische Reaktionen nach Mischkonsum dokumentiert – vor allem bei hohen Dosen und entsprechender Veranlagung. Die kognitive Kontrolle über die Situation schwindet schneller als bei alleiniger Einnahme von Cannabis oder Alkohol. Das kann besonders belastend sein, wenn man den Rausch nicht geplant oder bewusst herbeigeführt hat, sondern nur „ein bisschen“ beides konsumieren wollte.
Risiken für Patient:innen unter Medizinalcannabis
Für Patient:innen, die Cannabis aus medizinischen Gründen nutzen, ist der Mischkonsum besonders heikel. Denn in der Therapie geht es nicht um Rausch, sondern um kontrollierbare Wirkstoffspiegel und eine gleichbleibende Wirkung. Alkohol kann diese Kontrolle untergraben – indem er die Wirkung verstärkt, verzögert oder unvorhersehbar verändert.
Hinzu kommt: Viele Patient:innen nehmen zusätzlich Medikamente – etwa gegen Schmerzen, Depressionen, Krämpfe oder Übelkeit. Diese Wirkstoffe können wiederum mit Alkohol und Cannabis interagieren, was das Risiko für Nebenwirkungen und Überdosierungen weiter erhöht. Besonders problematisch sind Kombinationen mit Benzodiazepinen, Opioiden oder Neuroleptika.
Außerdem erschwert Alkohol die Selbsteinschätzung: Wer während der Cannabistherapie trinkt, riskiert unbemerkt eine Überdosierung oder verliert das Gefühl dafür, ob eine Sorte oder Dosis verträglich ist. Das kann zu einem vermeidbaren Therapieabbruch oder unnötigen Nebenwirkungen führen – obwohl die Cannabisbehandlung eigentlich gut angeschlagen hätte.
Was gilt bei Verkehr, Arbeit und Fahreignung?
Rechtlich wird der Mischkonsum besonders kritisch bewertet – vor allem im Straßenverkehr. Sowohl Alkohol als auch Cannabis beeinträchtigen die Fahrtüchtigkeit, aber in Kombination verschärfen sich die Effekte massiv: Die Reaktionszeit verlängert sich deutlich, das Urteilsvermögen sinkt und die Selbstüberschätzung steigt. Wer mit beiden Substanzen im Blut ein Fahrzeug führt, riskiert nicht nur die eigene Sicherheit, sondern auch strafrechtliche Konsequenzen.
Ein medizinisches Cannabisrezept schützt nicht, wenn zusätzlich Alkohol im Spiel ist. Denn bei Mischintoxikation greift der Ausnahmefall für Patient:innen nicht mehr. Auch am Arbeitsplatz kann der Mischkonsum heikel sein – besonders in Berufen mit Verantwortung, Maschinenführung oder Menschenkontakt.
Die Botschaft ist klar: Wer medizinisches Cannabis nutzt, sollte auf Alkohol möglichst ganz verzichten – oder den Konsum zumindest sehr genau mit Ärzt:innen oder Apotheker:innen abstimmen. Die Risiken überwiegen den vermeintlichen Genuss bei weitem.

Was bedeutet das für medizinische Patient:innen konkret?
Wenn du Cannabis aus medizinischen Gründen einnimmst, ist Vorsicht beim Alkoholkonsum besonders wichtig. Auch wenn ein Glas Wein am Abend oder ein Bier auf der Geburtstagsfeier gesellschaftlich völlig normal erscheint – die Kombination mit Cannabis kann deine Therapie empfindlich stören. Besonders in Phasen, in denen du eine neue Sorte ausprobierst, die Dosierung wechselst oder andere Medikamente einnimmst, solltest du ganz auf Alkohol verzichten.
Auch kleine Mengen können die Wirkung von THC verstärken, die Kontrolle über deine Reaktion verringern und die Nebenwirkungsrate erhöhen. Eine sichere Regel lautet deshalb: Immer zuerst beobachten, wie dein Körper auf das Cannabis allein reagiert, bevor du über weitere Einflüsse wie Alkohol nachdenkst. Und im Zweifel: lieber nüchtern bleiben.
Sprich offen mit deinem behandelnden Arzt oder deiner Ärztin über deinen Alkoholkonsum – vor allem, wenn du regelmäßig trinkst oder unsicher bist. Auch in der Apotheke, z. B. bei Cannatree, erhältst du kompetente Beratung zu möglichen Wechselwirkungen, geeigneten Sorten und sicheren Einnahmezeiten.
Alternativen für den Umgang mit Genussmitteln
Alkoholfreie Alternativen sind heute keine Einschränkung mehr – sie sind genussvoll, gesellschaftlich akzeptiert und deutlich risikoärmer. Ob alkoholfreies Bier, hochwertige Mocktails oder fermentierte Getränke wie Kombucha: Es gibt viele Möglichkeiten, auch ohne Alkohol „mitzufeiern“, ohne auf Geschmack oder Stimmung verzichten zu müssen.
Wenn du dich dennoch für gelegentlichen Alkoholkonsum entscheidest, plane bewusst: Zeitlicher Abstand von mehreren Stunden zum Cannabiskonsum, vorherige Mahlzeiten, viel Wasser und eine ruhige Umgebung können das Risiko verringern – aber nicht ganz ausschließen.
Wichtig ist, dass du dich nicht unter sozialen Druck setzt. Medizinisches Cannabis ist eine ernsthafte Therapieform – und dein Körper braucht Unterstützung, keine zusätzlichen Belastungen. Du musst dich für deinen Verzicht auf Alkohol nicht rechtfertigen – erst recht nicht, wenn du es deiner Gesundheit zuliebe tust.
Legale Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Wahrnehmung
Seit April 2024 ist der Besitz und Konsum von Cannabis in Deutschland teilweise legalisiert. Erwachsene dürfen bis zu 25 Gramm im öffentlichen Raum mitführen und bis zu drei Pflanzen zu Hause anbauen. Zusätzlich ermöglichen sogenannte Cannabis-Clubs den gemeinschaftlichen Anbau und die Weitergabe innerhalb geschlossener Gruppen.
Aber wichtig: Die neue Gesetzeslage betrifft ausschließlich den privaten Freizeitgebrauch. Wer Cannabis aus medizinischen Gründen einnimmt, bewegt sich weiterhin im Arzneimittelrecht – mit strengeren Vorschriften, gesicherter Qualität und ärztlicher Begleitung. Und genau hier wird der Mischkonsum mit Alkohol besonders problematisch: Therapeutischer Einsatz verlangt Kontrolle – und Alkohol stört diese Kontrolle.

Die Rolle der Apotheke: Sicherheit durch Fachwissen
Wer Cannabis aus medizinischen Gründen verwendet, braucht nicht nur ein Rezept, sondern auch eine verlässliche Begleitung. Genau hier kommen spezialisierte Apotheken wie Cannatree ins Spiel – als Schnittstelle zwischen ärztlicher Verordnung, individueller Beratung und sicherer Abgabe.
Denn medizinisches Cannabis ist kein Standardpräparat. Die Auswahl der richtigen Sorte, das Verhältnis von THC zu CBD, die passende Einnahmeform (Inhalation, Öl, Kapseln) und mögliche Wechselwirkungen – all das muss individuell abgestimmt werden. Besonders bei gleichzeitiger Einnahme anderer Medikamente oder Fragen zum Alkoholkonsum ist die Beratung durch pharmazeutisches Fachpersonal entscheidend.
Apotheken wie Cannatree bieten:
- Beratung zur sicheren Anwendung – auch bei sozialem oder beruflichem Druck
- Information zu Risiken von Mischkonsum und zu Wechselwirkungen mit Alkohol
- Begleitung beim Sortenwechsel oder bei neuen Dosierungen
- Unterstützung bei der Kommunikation mit Ärzt:innen und Krankenkassen
Gerade im medizinischen Kontext gilt: Die Kombination von Cannabis und Alkohol ist keine Kleinigkeit, sondern ein Risiko für deine Therapie. Wer sicher und wirksam behandeln will, braucht Klarheit – nicht nur beim Wirkstoff, sondern auch im Alltag.
Fazit: Mischkonsum vermeiden – Therapie schützen
Wenn du medizinisches Cannabis nutzt, steht dein gesundheitlicher Nutzen im Mittelpunkt. Alkohol kann diese Wirkung verzerren, verstärken oder gefährlich verändern – ohne dass du es sofort bemerkst. Die Forschung ist sich einig: Mischkonsum birgt Risiken, die sich nicht kalkulieren lassen, besonders im therapeutischen Einsatz.
Die gute Nachricht: Du kannst selbst viel zur Sicherheit deiner Therapie beitragen. Verzichte möglichst auf Alkohol, besonders in sensiblen Phasen wie beim Sortenwechsel oder bei höherer Dosierung. Und wenn du doch mal trinken willst: Sprich vorher mit deinem Arzt oder deiner Apotheke. Offenheit schützt – dein Wohlbefinden, deine Therapie und deine Gesundheit.
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